Im Lauf des Sommers 1981 bekam ich Besuch von Irene Visentin und Elvira Visentin-Wunderlich, die von Telluride (Colorado, USA) nach Amblar (Trento) gekommen waren, um ihre Verwandten zu besuchen: Lina, Livio und meine Mutter Livia. Der Vater, Emanuele Visentin, war im Frühjahr 1900 in die Vereinigten Staaten ausgewandert und hatte dort Ermida Franch aus Cloz, ausgewandert im Juni 1909, geheiratet. Nachdem sie den Friedhof von Amblar besucht hatten, fragten die „Kusinen“ mich, ob sie die Archive der Pfarreien von Amblar und Romeno zu Rate ziehen könnten, um nach ihren Vorfahren zu forschen. Ihre Eltern hatten viele Erinnerungen an Personen, die in der alten Heimat lebten, überliefert. Ich war beeindruckt von dem großen Interesse das sie daran hatten, ihre Ahnen, die zum Teil auch die meinen waren, zu erforschen.
Bei dieser Gelegenheit kam ich zum ersten Mal in Kontakt mit den kirchlichen Archiven der Pfarrei Santa Maria Assunta von Romeno. Mit der Unterstützung des Don Luigi Pezzi konnte ich in den alten Verzeichnissen blättern und sie einsehen.
Eine große Überraschung und großes Interesse lösten die mit großer Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit in den Jahren 1960 -1964 von Don Anselmo Panizza angelegten Verzeichnisse in mir aus. Don Anselmo ist es gelungen, alle Familien der Pfarrei von Romeno zu ordnen, identifiziert durch Nachnamen und Übernamen und für eine jede einen Stammbaum zu erstellen. Diese von ihm gezeichneten Schemata sind authentisch, ausführlich und leicht verständlich.
Sofort dachte ich, dass ein so gut gemachtes Werk es verdient, fortgesetzt zu werden, auch nach 1964. Ich habe zu arbeiten begonnen, war davon begeistert und diese Nachforschungen sind quasi zu einer Aufgabe geworden. In den Verzeichnissen des Don Anselmo waren die Familien nicht enthalten, die als Emigranten in anderen italienischen oder ausländischen Städten, besonders in Amerika geboren waren. So habe ich mit der Nachforschung der von Romeno stammenden, auf der ganzen Welt verteilten Familien begonnen. Das war und ist für mich die faszinierendste und an Überraschungen reiche Sache gewesen.
Es ist mir gelungen, Kontakt aufzunehmen zu Enkeln oder Urenkeln von Emigranten, die in den USA oder in Argentinien leben. Ich durfte erleben, mit welcher Freude sie mich willkommen hießen. Ich konnte ihnen helfen, ihre Familiengeschichte zu rekonstruieren. Dadurch habe ich große Emotionen hervorgerufen und sie mit ihnen geteilt, habe interessante Persönlichkeiten kennen gelernt und es sind Freundschaften entstanden. Einige haben beschlossen, die Geburtsorte ihrer Großeltern zu besuchen, um die nächste Verwandtschaft zu erforschen und um zu sehen, wie man heute in der ehemaligen Heimat lebt und ich bin mit sehr viel Freude ihr Begleiter gewesen.
Giancarlo Graiff